Ulrich,  Waldorf und Salat,  Weltsicht

Advent, Advent, der Baum schon brennt

Zu den Dingen, an die ich mich nur schlecht gewoehnen kann, zaehlt neben der hiesigen Tradition Rassismus familientauglich zu machen (und Rassisten auf Kinderpuzzel zu drucken) auch das Aufstellen des Weihnachtsbaumes ab dem 6. Dezember (oder noch frueher). Das ist, wie wenn man das PopCorn im Kino nicht nur vor dem Film isst, sondern gleich zu Hause. Es degradiert die Adventszeit als vorweihnachtliche Deko und nimmt ihr ihren eigenen Charakter und die ganz eigene Daseinsberechtigung als Vorbereitungszeit, Zeit der Vorfreude, Zeit des Hinarbeitens und auch einer Zeit der Demut, Besinnung und Umkehr – also eigentlich eine klassiche Fastenzeit.

Das mit dem Fasten halte ich nun nicht so ein, schon in den anderen 40 Tagen bin ich eher ein Nichtfaster und geneigt das als katholischen Aberglauben ab zu tun – auch wenn ich schon mal ein paar Jahre auf Alkohol in der Fastenzeit verzichtet habe und auch das Fastenbrechen fast schon zu einem Ritual geworden ist.

Denke ich an die Adventszeit, dann ist das die Vorbereitungszeit auf die Ankunft eines Kindes, also auf eine Geburt. Auch wenn wir aus der Rueckschau wissen, dass die die Geschichte gut ausgegangen ist und wir mit Geburt lieber ausblenden, dass das auch schief gehen kann: es kann auch schief gehen. Das Schiff, das geladen kommt, kann untergehen, eine Rose in der Winternacht kann erfrieren und eine Geburt geht gluecklicherweise heutzutage meistens gut aus – zumindest in unseren Gefilden – aber das war nicht immer so und ist auch heute nicht selbstverstaendlich. Das Warten auf das Christkind, bzw. auf die Geburt Jesu ist in der kurzen Fassung der vier Adventswochen also durchaus eine Zeit, um darueber nachzudenken, welche Unwegsamkeiten das Kind bzw. seine Eltern nehmen mussten.

Die Geburtsgeschichte ist theologisch auch eine Geschichte der Nachfolge, Jesus als Nachfolger von Johannes dem Taeufer, bzw. als Nachkomme Davids (und vieler, die vor und nach David in der Bibel wichtig gewesen sind). Auch ein Punkt, um inne zu halten. Nicht im radikalen Sinne der WWJD Bewegung, aber doch nachdenken, was es heisst, dass wir nachfolgen. Das Kirchenjahr beginnt mit dem Advent, voellig logisch, schliesslich waere ohen Geburt kein Tod (und keine Auferstehung) moeglich. Das Kirchenjhr faengt hat aber eben auch eine Adventszeit, es beginnt nicht mit Weihnachten, nicht am Heiligabend, sondern mit einer Zeit der Ankunft, Vorbereitung und Erwartung.

Schade, sich dieser Zeit zu berauben und Weihnachten und Avent nahtlos ineinander uebergehen zu lassen.

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