Homo Ludens,  Homo Politicus

Weihnachtsgans on fire

Es ist vier Jahrzehnte her, da gab es zum 1. (oder 2.) Weihnachtstag eine Gans als Weihnachtsbraten. Meine Großeltern waren zu Besuch (wie sich das gehörte) und der Braten war super groß. So groß, dass Teile über den Bräter hinaus ragten und an die Heizspirale vom Backofen gekommen sind. Und Feuer gefangen haben. Nun ist so eine Gans ja ein durchaus fettiges Tier und ein Backofenbrand mit Gans eigentlich ein Ölfeuer. Was lernt man nun zum Thema Öl, Feuer und Feuerlöschen? Genau! Ölfeuer niemals mit Wasser löschen, weil ansonsten….

Blöd nur, dass da der Weihnachtsbraten im Ofen war und kein Ersatzfutter da war. Mit einem Feuerlöscher (wenn meine Eltern so etwas damals überhaupt im Haus gehabt haben) wäre der ganze Braten dahin gewesen. Was also tun? Mit Schnapsgläsern Wasser in kleinen Mengen in den Ofen schütten, um das Feuer zu kühlen und zu ersticken. Ich muss mir das Ganze bis heute bildlich vorstellen, weil eine Erinnerung daran habe ich nicht wirklich, als Kind wurde ich in Sicherheit gebracht und war nicht in der Küche bei dieser heiklen, letztlich aber erfolgreichen Aktion dabei.

Warum ich daran denken muss? Das Bild der brennenden Gans, die dann doch nicht geopfert werden soll, sondern gerettet, erinnert mich ein wenig an die Situation in und die Diskussionen rund um die Ukraine und den Angriff Russlands. Alle Twitterexperten, C-Promis und sonstigen Wichtigtuer sind derzeit von Virologen zu Außenpolitikern mutiert (wahrscheinlich dank Impfung und mRNA uns so) und wissen nun alle am besten, wie Deutschland für die Ukraine entscheiden soll, ob und wie sie sich verteidigen darf, soll oder eben auch nicht.

Die dumme Gans soll sich nicht so haben, könnte man den offenen Brief etlicher alter und nicht mehr wichtiger Leute lesen. Full-Zombie-Angriff hört man auf der anderen Seite, bis dahin, dass es alles ganz anders laufen würde, wenn die Ukraine noch immer Atomwaffen auf ihrem Gebiet hätte (wtf?). Dazwischen laviert sich die Politik der westlichen Staaten und muss versuchen, dieses Feuer, das Putin angesteckt hat, zu löschen. Beinahe ironisch, das Öl (und Gas und Kohle) hier auch eine Rolle spielen, wenn ich an die Gans im Ofen denke. Wie bei dieser Gans ist es aber wichtig, die richten Maßnahmen zur richtigen Zeit zu treffen. Diesen Brand so schnell löschen, das nicht nur verbrannte Erde übrig bleibt. Diesen Brand gründlich löschen, dass keine übersehenen Flammen den Brand wieder aufflackern lassen. So löschen, dass dabei nicht der ganze „Ofen“ explodiert, aber auch nicht so zögerlich, dass der Brand um sich greift und so weiteren Schaden anrichtet und noch unkontrollierbarer wird. Ein Drehbuch dazu gibt es nicht, die Beispiele aus Geschichtsbüchern taugen eher als abschreckende Beispiele.

Ich dachte mir gestern Abend bei einem Fernsehauftritt der deutschen Außenministerin, dass sie in den letzen Wochen um Jahre gealtert zu sein scheint. Viele Kommentatoren und auch politische Gegner (gestern Abend ein CDU Mann) überschütten sie derzeit mit Lob, wie gut sie ihr Amt ausfüllt. Worüber kaum einer spricht: wie viel Kraft und Energie diese Situation derzeit fordert von Amtsträgern, die ohnehin ein hohes Verschleißpotential im Amt haben. Eine „Zeitenwende“ hat der Bundeskanzler Ende Februar angekündigt. Derzeit wird diese durch seine beiden prominentesten Grünen Minister umgesetzt. Hoffen wir mal, dass diese nicht nur für „uns“ eine gute Wende wird, sondern gleichzeitig auch die Kuh vom Eis, bzw. die Gans aus dem Feuer holt.

Ob die Gans damals vor mehr als vierzig Jahren nach dem Löschen noch geschmeckt hat, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich danach aber nicht mehr erinnern, dass es Gans zu Weihnachten gab, zumindest verbinde ich Gans nicht mit einem klassischen Weihnachtsessen.


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