Spielplatz zu dreckig
Endlich haben wir es einmal wieder geschaft meine Eltern zu besuchen. Das erste Mal seit sie aus ihrem Haus in eine kleinere Wohnung umgezogen sind, vom Dorf in die grosse Stadt. Naja, gross ist relariv und Usingen ist dann doch eher eine typische Mittlestadt: 15K Einwohner, ehemalige Kreisstadt, mehrere weiterfuehrende Schulen, Supermarktcenter, Krankenhaus und einige Kleinigkeiten mehr, die es zu einem Mittelpunkt der Region machen.
Nachdem wir die Kinder nicht den ganzen Tag in der Bude bei Oma und Opa hocken lassen konnten, sind wir mit ihnen eine Runde durch Usingen spazieren gegangen. Papa wollte ihnen unbedingt zeigen, wo er zur Schule gegangen ist. Unter heftigem Protest sind wir also bei lauen 9 Grad die 800 Meter richtung meiner alten Schule gelaufen. Das alte Schloss hat nur begrenzt Eindruck hinterlassen.
Also einmal um das Schulgelaende herum laufen, den ersten Naturwissenschaftenanbau ansehen, den langen Garten hinter der Schule, den Belchkasten (zweiter Anbau, der zu meiner Zeit gebaut wurde) die neue Mensa (wo frueher die alte Turnhalle stand) und natuerlich den Schlossgarten.
Schlossgarten ist fuer mich eine Sporterinnerung, Morgenlauf mit Friedebert Volk. Volk war bei uns als Schuelern schon damals als jemand verschrien, der sich in den Jahren 33-45 des letzten Jahrhunderts in seinem politischen Element gefuelt hat. Volk war Sport- und Lateinlehrer und unter seiner Obhut habe ich mir 1990, am ersten Schultag nach den Herbstferien, die Heufte im Sportunterricht gebrochen. Das Krankenhaus, in das ich dann gefahren wurde, gibt es auch schon eine Weile nicht mehr, es erinnert nur noch eine Gedenktafel daran, dass statt Wohnhaus dort frueher ein Kreiskrankenhaus stand.
Auch an meine erste Tanzschule erinnert nur noch (oder mittlerweile immer noch?) eine grosse Bauluecke.
Im Schlossgarten jedenfalls haben wir die Nummern auf den Baeumen entdeckt, festgestellt, dass es Herbst ist und natuerlich, dass es einen Spielplatz gibt. Eigentlich ganz nette Geraete haben sie dort in den Park eingebaut. Aber meine Tochter fand das nicht ganz so schoen, wie den etwas kleineren Spielplatz neben Omas und Opas neuer Wohnung: die Geraete waren bemalt und das fand sie nicht schoen.
Der kleine Gang in die Vergangenheit von Papa war dann doch nicht ganz so interessant. Ganz kurz habe ich mich dabei ertappt, dass ich es fast schade finde, nicht zum Winterfest dieses Jahr zu gehen. In zwei Jahren sollte ich das auf alle Faelle mal wieder machen. Ausser ich stelle dann wieder fest, dass das Ganze eher eine Schnapsidee ist. So sehr der Schulbau etwas Vertrautes ausgestrahlt hat und ich ich ganz fuehlen konnte, wie es war in den Gaengen dort zu stehen, mich erinnert habe, wo welche Abteilung mal gewesen ist: das liegt alles lange zurueck.
Und das ist gut so. Es gab sicher auch schoene Tage und Erlebnisse in der Schule, manchmal habe ich mich (vielleicht? wirklich?) gefreut, um hinzugehen. Aber letztlich bleiben vor allem die Narben ueber, an Koerper und Geist. Schon damals waren Schueler eine Art “Handelsware” oder Verhandlungsmasse, Sadisten konnten ungestoert Kinder psychisch misshandeln, Sportlehrer waren sowieso alles ausnahmslos Arschloecher und Schueler untereinander haben das natuerlich aufgegriffen und waren nicht besser.
Ich glaube uebrigens nicht, dass das heute besser ist. Ehemalige Mitschueler und Lehrerkinder und -enkel unterrichten heute immer noch an der Schule. Auch wenn die, die ich davon kenne, eigentlich ganz patent zu sein scheinen und man nur Gutes uber sie hoert: auch die andere Sorte laeuft dort sicher heute noch rum, aehnlich wie hier in den Niederlanden.
Auch dieser Spielplatz ist irgendwie schmutzig…..
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