Homo Ludens,  Homo Politicus,  Pater Familias

Söhne und Tochter

Drei Kinder habe ich. Zwei Söhne und eine Tochter. Ich lese allen drei Kindern vor und das oft ungeachtet des Altersunterschieds zusammen. Da muss dann mal die Kleinste mitanhören, was zum Teil auch für die Großen noch zu spannend ist. Umgekehrt langweilen sich die beiden Jungs dann auch mal, wenn ich meinem Nesthäkchen ebendieses vorlese.

Ich lese meinen Kindern meistens die Geschichten vor, die auch ich als Kind gut fand, entweder als Buch oder im Fernsehen. Bei meinem Ältesten sind dies seit einiger Zeit die Abenteuer der 5 Freunde. Wenn ich diese Geschichten heute lese (oder mir die extra gekaufte DVD ansehe), dann fällt sogar einem Genderstoffel wie mir auf, wie altbacken die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern hier abgebildet wird. Die Jungs sind die Abenteurer und die Mädchen müssen beschützt werden, wenn sie denn mit der Hausarbeit fertig sind. Man könnte das eventuell noch damit gutreden, dass die Mädels die etwas jüngeren sind, aber der unbändige Drang von Georgina kein Mädchen zu sein und sich Georg zu nennen, spricht dem komplett entgegen.

Mein Tochter heißt Annika – nach der besten Freundin von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Es sind nun der derzeit ein paar Artikel im Umlauf, die über das bis heute bestehende ungleiche Rollenverständnis von Mädchen und Jungs in Jugendliteratur und im Leben überhaupt berichten. Die verschiedenen Rollen sind bis in die heutige Kinder- und Jugendliteratur deutlich abgegrenzt zwischen Mädchen und Jungen.

Bedient wird damit einerseits die Nachfrage in Buchläden (so es noch welche gibt) nach Büchern für Mädchen und Büchern für Jungs. Andererseits bemerke ich an meinen Kindern aber auch, dass sich alle drei durchaus auch innerhalb Ihrer „klassischen“ Geschlechterrollen entwickeln. Liegt das an meiner (bzw. unserer) Erziehung? Liegt es an den Bildern oder Vorbildern, denen meine Kinder täglich begegnen? Oder doch daran, dass wir all diese Jugendbücher vorlesen und auch das TV-Programm (angefangen bei JoNaLu) alte Geschlechterrollen propagiert?

Ich erziehe meine Kinder gleich – zumindest versuche ich das oder bilde mir das mindestens ein. Vom Alter einmal abgesehen, versuche ich alle drei gleich zu behandeln. Dazu gehört für mich auch oder gerade, dass alle drei die Behandlung bekommen, die für sie jeweils am besten ist und zu ihnen am besten passt. Und da muss ich dann tatsächlich zugeben, dass bei meiner Tochter manchen Dinge doch anders laufen, als bei meinen Jungs. Angefangen mit den Haaren, bei denen mein Großer zu hören bekommt, dass er sie nicht so lang tragen soll und keinen Zopf bekommt. Gleichzeitig binde ich Zöpfe und lerne etwas über Haarspangen für und mit meiner Tochter.

Gleich behandeln heißt doch aber auch nicht, Unterschiede wegzudiskutieren oder zu ignorieren. Für mich ist es keine Frage, meine Tochter darf Astronautin, Ärztin, Tierpflegerin oder sonst was werden, Superheldin ist sie ja ohnehin schon.

Zurück aber zur Diskussion in den Medien zur Geschlechterrolle in Kinderbüchern. Die Verlogenheit und Weltfremde oder Weltentfremdung bei diesem Thema zeigt sich ja nicht nur, wenn man Bücher wie die 5 Freunde aus Ihrem Kontext rausnimmt. Wenn auf einer Webseite für Eltern (eltern.de in diesem Falle) als Buchtipp zur Überwindung von Rollenklischees gleich als erstes ein Buch für starke Mädchen angebiedert wird, dann läuft dies der Intention doch irgendwie entgegen.

Auf der anderen Seite habe ich unlangs auch einern Artikel eines Psychologen (oder Psychaters) gelesen, der davor warnt, dass Jungs nie neuen Mädchen werden.

Bei aller Ungerechtigkeit in den Rollen früher, zumindest waren sie klar formuliert. Es scheint mittlerweile so schwierig ein Mädchen einfach mal ein Mädchen und einen Jungen einen Jungen sein zu lassen. So lange sie damit glücklich sind, dürfen sie das. Und dann spielt meine Tochter halt weiterhin Hausmütterchen mit ihren Puppen und die Jungs Piraten. Und ab und zu gesellt sich dann halt mal eine Piratin oder wenn sie es so besser findet eine Piratenbraut dazu.


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