Homo Ludens,  Homo Religiosus,  Pater Familias

Neujahrskonzert – Prost Neujahr!

Wahrscheinlich kennt jeder von uns Traditionen, die sich mit dem Neujahrsfest und der Silvesternacht davor, verbinden. Manche leben wir nach, manche haben wir (fast schon) vergessen und wieder andere stürzen uns sogar in einen Trudel von Empörung in den sozialen Netzwerken.

Für mich hat das Jahr 2022 mit der Tradition gemeinsam runter zu zählen und anzustoßen angefangen. Die Kinder haben wie wir zwei Erwachsenen Sekt bekommen (alkoholfreien Rieslingsprudelirgendwas) und gemeinsam haben wir auf der Leinwand im Wohnzimmer den Countdown zum neuen und zugleich die letzten 10 Sekunden des Jahres 2021 angesehen. Den Silvestertag selbst habe ich erst mit Arbeit, dann mit Raclette und anschließend einem Heimkinofilm verbracht.

Ungeachtet des Verbots Feuerwerk abzuschießen waren dann heute Nacht etliche Feuerwerker am Werk. Für holländische Verhältnisse zwar noch immer wenig, aber doch mehr als im Jahr zuvor. So ein bisschen bigott fühle ich dabei schon: auf der einen Seite bin ich für ein Knallverbot an Silvester und das nicht nur wegen der Pandemiesituation. Gleichzeitig habe ich mich an den Raketen erfreut und auch die Kinder haben natürlich geschaut und waren begeistert vom Feuerwerk. „Verbotene Früchte“ anschauen zum Jahresbeginn.

So ähnlich habe ich mich heute Vormittag gefühlt – wieder an der Arbeit und das am Neujahrsmorgen : Kunde ruft an und erzählt nebenbei, dass er seit vier Monaten im Krankenhaus liegt und auf ein Spenderherz wartet. Was wünscht man diesem Menschen? Gute Besserung – naja, würde es besser werden können, dann wäre eine Transplantation ja nicht die einzige Lösung, auf die gewartet wird. Kann man ihm wünschen, dass er bald ein Spenderherz bekommt? Mir ist dieser Wunsch im Halse stecken geblieben, denn letztlich wünsche ich damit ja dem Spender den Tod. Eine verzwickte Sache.

Eine andere „Tradition“ zum Neujahrstag war in meiner Kindheit die Gewissheit, dass am Neujahrsmorgen als erster, der auf den Beinen war, mein Opa die Straße vor dem Haus von den Spuren der Silvesterknallerei befreit hat. Ich bin mir heute nicht mehr ganz sicher, ob das daran lag, dass er wirklich so früh wieder auf den Beinen und fit war oder daran, dass er von Essen und Trinken so Sodbrennen hatte, dass Aufstehen die bessere Lösung gewesen ist. Vielleicht stimmt ja auch beides abhängig vom Lauf der Zeit.

Neue Tradition bei uns sind die Apfelküchle, die ich zu Silvester frittiere, wenn wir daheim sind. Oliebollen oder Krapfen gehören ansonsten auch dazu, wenn wir wo anders sind. Früher gab es zwar an Neujahr (vielleicht) zwar auch einen Krapfen, aber ich würde den Krapfen an sich nicht direkt mit Silvester verbinden. Dafür Nasi Goreng. Meine Mama hat das mehrere Jahre an Silvester gemacht und es war immer aufwendig und die Küche war mindestens einen Tag tabu. Die Hühnersuppe am Mittag vorher oder nachher gehörte dann natürlich auch dazu, denn das Hühnerfleisch – neben Schwein und Krabben die Eiweißeinlage im Nasi – wurde natürlich vom ganzen Huhn gekocht. Dann gab’s halt hinterher die Suppe. Fondue war auch eine Zeitlang Silvesterfutter.


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