Kuchen im Lehrerzimmer

Wir sollen doch bitte daran denken, dass heute ab 10 Uhr Kuchen im Lehrerzimmer steht, weil die Examensergebnisse so toll waren. Das stand in der Mail meiner Schuldirektorin heute Morgen. Das war gleichzeitig auch das informativste und wichtigste, das ich im vergangenen halben Jahr von dieser Frau zu hören oder lesen bekommen habe.

Wenn ich über die Gründe für meinen Frust der letzten Monate nachdenke, dann steht diese Frau sinnbildlich für so vieles, was m.E. im niederländischen Schulsystem schief läuft oder liegt.

Heute Morgen erst wieder wurden im Radio Zahlen ausgegeben, wieviele Stellen allein in Grundschulen ausgeschrieben und wieviele davon wahrscheinlich nicht besetzt werden können. Ich kann von Glück sprechen, dass meine drei Kinder nächstes Jahr (nach derzeitigem Stand) alle Klassenlehrerinnen haben und kann nur hoffen, dass Unterrichtsausfall bei eventuellen Krankheiten nicht ansteht.

Zurück aber zu meiner Direktorin: neben meiner „Underperformance“ der vergangenen Monate als nichtbegleiteter Berufsanfänger, steht sie genau dafür: es werden hier Menschen ohne weitere Begleitung, aber auch ohne den Menschen zu sehen vor Klassen gestellt, sich selbst überlassen, Klassen an unerfahrene und überforderte Dozenten gegeben, mehr Klassen an die gleichen unerfahrenen und überforderten Dozenten gegegeben und anschließend werden diese Menschen – zumindest in meinem Fall – ohne ein Exitgespräch einfach mal so aufgefordert ihr Kündigungsschreiben bei einer Sekretärin abzuholen.

Bis heute habe ich weder ein Exitgespräch gehabt, noch wurde ich dazu eingeladen. Sicher nicht von der Direktrix, die sich ja noch nicht einmal 10 Minuten bisher mit mir beschäftigt hat, aber auch nicht von meiner Teamleiterin und auch meine Deutschsektionsvorsitzende meidet mich eher, als dass diese falsche Schlange mit mir spricht.

Kuchen hab ich mir heute trotzdem mal genommen. Apfelkuchen geht immer.

So long and thanks for all the fish!