Homo Ludens,  Pater Familias

Kind sein dürfen

Das Spiel ist seinem Wesen nach frei, so hat es bereits Johan Huizinga in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts formuliert. Kinder frei spielen lassen, in einer Welt, in der selbst die Kleinsten immer öfter durch einen Terminkalender bestimmt werden, ist leider nicht mehr selbstverständlich. Wenn Kindertagesstätten in aller Herren Länder (ich kann hier vor allem für die Niederlande, aber auch Deutschland sprechen) sich mit frühkindlicher Pädagogik und Bildungsprogrammen brüsten, dann bin ich doch froh, dass meine Kinder eine Tagesstätte gefunden haben, in der Kind sein im Mittelpunkt steht, angelehnt an die Prinzipien der Reggio-Pädagogik.

Die Angebote, die den Kindern durch die MItarbeiter der Tagesstätte gemacht werden, wie Basteln, Puzzeln, Malen oder anderes, sind hier wirklich freibleibende Angebote und keine Pflichtveranstaltungen – so wie ich leider bei einer anderen Einrichtung tatsächlich den Verdacht und Eindruck hatte. Klar werden zu Muttertag und Valentinstag die Kinder schon ein wenig intensiver gefragt, ob sie nicht auch ein Geschenk für Papa oder Mama basteln möchten. Aber auch das ist nur ein normaler Vorgang, Kindern neben Selbständigkeit auch Verantwortung für sich und andere beizubringen und den natürlichen Fürsorgeinstinkt zu stärken.

Es ist nicht von ungefähr, dass eine Pippi Langstrumpf, die den ganzen Tag beinah nichts anderes macht, als frei zu spielen, auf der anderen Seite eine der empathischsten Personen der Kinderliteratur ist. Trotzdem wäre eine erwachsene Pippi wahrscheinlich nicht wirklich kompatibel mit der sie umgebenden Welt. Ab nach Takatukuland wäre hier die einzige Lösung. Einerseits erstaunlich, dass sich – meines Wissens nach zumindest – nie jemand der Frage angenommen hat, was aus dem Kind Pippi im Erwachsenenalter geworden ist. Bei Peter Pan gab es diesen Versuch doch auch, obwohl hier die Entdeckung des Kindes im Erwachsenen im Vordergrund stand und der Erwachsene Peter nicht echt gut wegkommt.

Eigentlich hatte ich diesen Artikel angefangen, um über die neuen Puppen in unserem Webshop zu schreiben. Darüber wie toll doch die Puppen sind, die wir unlängst ins Sortiment aufgenommen haben. Irgendwie bin ich aber abgeschweift und beim Spiel an sich gelandet. Um den Bogen noch zu machen:

Das Spiel mit Puppen gehört zu den ältesten Formen des Spiels. Es ist bei Kindern von grundlegender Bedeutung, spenden die kleinen Gefährten doch Trost und helfen in schwierigen Situationen. Nesthäkchen von Else Ury ist die mir bekannteste Puppenmutter. Ihre Puppen waren  ständige Begleiter und Spiel mit ihnen und loslassen von ihnen unerlässlich für den Übergang in die Selbständigkeit.

Im spielerischen Umgang mit Puppen wird Erlebtes verarbeitet, sowie verantwortungsvoller Umgang miteinander gelernt, die Interaktion zwischen Kindern wird gefördert. Das Vorurteil, dass Jungen nicht mit Puppen spielen sollten, da sie dadurch zu viele feminine Eigenschaften entwickeln könnten, besteht auch heute unvermindert. Dabei benötigen Jungen genau wie Mädchen Objekte, mit denen sie Empathie und soziale Fähigkeiten üben und erlernen können. Was ist uns da lieber: eine vollbewaffnete Actionpuppe oder nicht doch lieber eine Empathiepuppe? Rollenspiele sind für Jungs und Mädels wichtig, aber gerade Jungs brauchen die Bestätigung von Erwachsenen in Ihren Rollenspielen.

Die neuen Puppen von Rubens Barn in unserem Sortiment sind aber nicht nur für Kinder und nur als Spielzeug geeignet.

Die Empathiepuppen wirken auch beruhigend auf an Demenz erkrankte ältere Menschen und bieten auch Personen mit einer geistigen Behinderung eine Möglichkeit, sich zu öffnen. So müssen weniger Beruhigungsmittel und Medikamente verabreicht werden, wenn Menschen mit einer Verhaltensstörung oder psychischen Krankheit sich um eine Empathiepuppe kümmern dürfen.

Die Empathiepuppen beeindrucken mit einer individuellen Persönlichkeit, welche die Freiheit gibt um mit eigenen Gefühlen und Stimmungen aufgeladen zu werden. Die Rubens Barn Therapiepuppen sind durch ihre weiche Haut, das Gesicht und vor allem den Blickkontakt suchenden Augen einem Baby nicht nur äußerlich sehr ähnlich. Es wird eine emotionale Bindung entwickelt, welche einer echten Elternrolle nahe kommt.

Die Puppen sind weich gefüllt und am Po beschwert, was dazu ermutigt, die Puppen wie richtige Babys zu halten und zu tragen.

Empathie-Puppen übernehmen im Spiel und in der Therapie die Rolle einer geliebten Person. Wir haben von Berichten gelesen, nach denen es sich gezeigt hat, dass Angstzustände und Stress, bei Menschen mit Defiziten in der Sinnesentwicklung, durch den Umgang mit den Puppen verringert werden können. Neue Gefühle werden entdeckt, ihre Entwicklung unterstützt und das Verständnis für Emotionen gefördert.


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