Gottes Haus – unterkellert
„Hier ist Gottes Haus und die Tuer zum Himmel“ prangt es in goldenen Lettern an einer Kirche in Leiden. Imposant anzuschauen bei Dunkelheit und mit richtiger Beleuchtung. Gegenueber: Eine Filiale von Dunkin Donuts, ein Fast-Food-Nasch-Tempel, der es schwer hat sich im Land des Oliebollen zu behaupten.
Mitglied einer niederlaendischen Kirchengemeinde werden wir, nachdem auch die letzten von uns sich endlich aus der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Amsterdam abgemeldet haben. In Amsterdam gibt es in der DEG einen Keller. Dort ist vor etwas mehr als einem Jahr ein Feuer ausgebrochen. Seit dem geht es bergab mit der DEG: keine eigenen Kirchenraeume mehr, keine Pfarrwohnung, Streit mit Rotterdam um das liebe Geld, dumme Ideen zur Wohnung, ein Pfarrer, der nach wenigen Monaten das Hadntuch geworfen hat und die Gemeinde jetzt fuer mindestens ein Jahr vakant sein laesst und am Ruder nur noch eine Rumpfbesetzung eines Kirchenvorstands. Trotzdem oder gerade gut dort weg zu sein? Ja. Die DEG war eigentlich schon lange vor allem eine Kirche derjenigen, die besser betucht oder vernetzt waren. „Normale“ Mitglieder haben hier immer schon weniger gezaehlt. Wer zahlt gibt den Ton an. So koennten boese Zungen denken, der Keller in der Viottatstraat ist eigentlich nicht tief genug. An die Haendler im Tempel, die Jesus vertrieben haben soll, musste ich mehr als ein einmal denken.
Die Kirche hier hat keinen Keller, ich wollte auch gar nicht wissen, welche Leichen dort verborgen werden. Aber an die Tempelaustreibung muss ich auch hier denken. Ontmoetingskerk, Kirche der Begegnung, heisst das Gebaeude. Selten habe ich in den vergangenen 15 Jahren das Gefuehl gehabt, dass dieser Name passend ist. Mal sehen, wie es sich weiter ergibt, dass wir hier nun Mitglieder werden. Es ist zwar kein Donutladen gegenueber wie beide der Kirche in Leiden, aber dafuer ein Fischpavillion. Das ist immerhin mehr als bei der DEG.
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