Pater Familias

Gleich ist’s vorbei mit der ewigen Ruhe

„Gleich ist es vorbei mit der ewigen Ruhe“ moechte ich meinem Opa und seinem Sohn sagen. Die beiden liegen seit 26 Jahren auf der selben Grabstaette auf dem Pirmasenser Waldfriedhof seit dem mein Opa 1995 im Grab seines wesentlich freuher verstorbenen Sohnes beigesetzt wurde. Nachdem dieses Grab also seit einem halben Jahrhundert Fuechse beinhaltet kommt heute eine weitere „Inliegerin“ hinzu: meine Oma Anni.

Letzte Woche Montag ist sie diesem Virus dann doch erlegen. Die Wundertuete, wie man Papa sie nannte, hat es dann doch nicht mehr geschafft. Seit Ende Oktober lag sie im Krankenhaus wegen einer Covid19 Erkrankung. Sie hat dabei zweimal ein Comeback geschafft, nachdem die Aerzte, inklusive Ihrem Sohn Michael, seines Zeichens Anaesthesist, sie bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit aufegeben wollten. Das letzte Aufbaeumen war dann, dass sie virusfrei wieder auf ihr Pflegeheim vorbereitet werden sollte. Doch leider kam es anders und wenige Tage spaeter ist sie dann doch noch gestorben.

Live gesehen haben wir sie vor der Pandamie im Okotber 2019. Sie war von der Familie dann auch die letzte vor dem Ausbruch, bei der wir zu Besuch waren. Damals noch in ihrer eigenen Wohnung, in der sie seit einem halben Jahrhundert gewohnt hat (lassen wir mal unberuecksichtigt, dass sie seit zig Jahren eine Etage tiefer gezogen ist, aber alles 1:1 wieder an die gleich Stelle gekommen ist).

Ende des Jahres 2019 hat sie ihre Wohnung dann notgedrungen mit einem Pflegeheimplatz getauscht. Dort haben wir noch ein paar wenige Male telefoniert und sogar geskypt.

Wenn man 89 Jahre alt wird, dann sollte man sich nicht darueber beschweren, dass man gehen muss – vielen ist kein so hohes Alter vergoennt. Was man aber keinem goennen sollte, ist die Art zu sterben. Alleine. Auf einer Covid-Station. Ohne die Moeglichkeit Abschied zu nehmen – weder man selbsgt als der gehende, noch die Moeglichkeit zu haben, dass die, die zurueckbleiben, wirklich Abschied nehmen koennen. Ich habe nicht gefragt, nachdem heute die Urne beigesetzt wird, aber haette die Moeglichkeit bestanden, um an einem (offenen) Sarg noch Abschied nehmen zu koennen? Oder waere das weder schoen noch aus Seuchenschutzgruenden moeglich gewesen?

Eine andere Frage, die mich irgendwie doch bewegt ist, wie ist das Virus in das Heim gekommen? Impfdurchbruch oder doch umgeimpftes Personal (alle – die wenigen – Besucher waren geimpft)? Alles egal im Nachhinein und doch etwas, was dieses Thema noch einmal mehr ins Bewusstsein dringt.

Das Timing meiner Oma war natuerlich auch mal wieder typisch: morgens am Montag letzte Woche kriegt meine Frau ein positives Testergebnis Corona und abends kommt die Nachricht, dass meine Oma an den Folgenden dieser Krankheit gestorben ist. Kann man den Kindern so nicht erzaehlen. Meine Tochter war ja eh schon durch den Wind, dass Mama Corona hat, „NEIN, Mama hat nur Husten“.

Schwierige Zeiten und noch lange nicht vorbei. Der gleiche Erreger verhindert, dass ich mit der gesamten Familie Abschied nehme, nur ich bin hier, obwohl die Kinder gerne Abschied von ihrer Uroma genommen haetten. Ist mir aber zu unsicher. Mit Kindern, die noch nicht geimpft werden duerfen, reisen. Und auch meine Schwester kann leider nicht anreisen, Quarantaene bedingt.

Mal nachher sehen, wie doch alles kommt. Viel erwarte ich nicht. Bei mehreren gibt es echt Gruende, um nicht kommen zu koennen. Andere sind einfach Arschloecher – vielleicht besser, dass sie nicht dabei sind.

Trotzdem macht es traurig, wenn am Ende so wenig dabei sind und durch die Pandamie nochmal weniger kommen als ohnehin.

Meinem Opa und meinem Onkel will ich trotzdem sagen: Macht euch auf weniger ruhige Ewigkeiten gefasst!


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