Homo Politicus,  Homo Religiosus,  Pater Familias

Eltern und Schulen begreifen es nicht

Ich fühle mich hin und wieder wie ein Heuchler. Eben gerade zum Beispiel: die Schule meiner Kinder hat eine Mail vom Elternbeirat über das Nikolausfest weitergeleitet, in der wir wieder gefragt werden, ein kleines Geschenk für die Kleinen auszusuchen, das Nikolaus ihnen bringt.

Ich finde es eine schöne Sache, dass meine Kinder an einer protestantischen (sprich christlich geprägten) Schule sind und hier sowohl an Religionsunterricht wie an das Feiern der für mich selbstverständlichsten  Feste gedacht wird.

Doch ärgere ich mich mal wieder. Vielleicht will ich mich ja über alles ärgern, was mit dieser Schule zu tun hat und suche immer das Haar in der Suppe. Vielleicht nervt es mich aber auch, dass ich kaum eine Entscheidung an dieser Schule (komplett) mittragen kann.

Der Anlass heute: ich habe mich ja schon daran gewöhnt, dass fast nur Plastik auf der Liste der Geschnek steht. Playmobil fand ich als Kind auch schon immer gut und manchen Dinge aus Kunststoff sind ja auch nicht schlimm (meine 35 Jahre alten Playmobilfiguren stehen alle hier noch rum). Zumindest ist die Auswahl der Geschanke dieses Jahr etwas besser als in den letzten beiden Jahren.

Trotzdem: warum kann eine Schule, die sich Nachhaltigkeit ins Programm geschrieben hat (bitte nur wiederverwertbare Brotdosen und Getränkeflaschen usw.), nicht auch ein paar Artikel drauf setzen, die entweder praktisch sind (außer einem Set Stifte, das tatsächlich immer drauf ist) oder nachhaltig. Das Budget ist hierbei wahscheinlich eines der Probleme, aber das lasse ich so nicht ganz auf sich beruhen, denn als Webshophändler kenne ich EKs und würde hier gerne das eine oder andere Geschenk mit auf die Liste setzen.

Was mir aber absolut gegen den Strich geht, sind die Waffen, die fast jedes Jahr auf der Liste stehen. Hier nun laufe ich Gefahr, dass ich zum Heuchler werde. Ich habe Spielzeugwaffen in meinem Onlineshop. Ich nehme sie auch nicht raus und das nicht nur, weil ich daran Geld verdiene (übrigens weit weniger als an friedlichem Spielzeug). Was mich stört ist, dass hier eine Nerf Gun an Kinder gegeben werden soll. Im Namen des Nikolaus wird hier eine Waffe verschenkt, die eigentlich nur dem Zweck dient andere abzuschießen. Sie ist in kein anderes Spiel eingebaut, keine Ritter, Cowboys oder bekannte Superhelden.

Bin ich echt ein Heuchler, dass ich mir sehr schwer damit tue, dass in Kürze jemand eine Spielzeugpistole auf der Schule, wohlgemerkt einer christlichen Schule, auspackt und diese dann auf andere Kinder (zum Beispiel meine) richten kann?

Vorgestern erst ist wieder jemand in Deutschland Amok gelaufen, wollte in eine Synagoge eindringen und heute schlägt der Elternbeirat einer christlichen Schule vor, dass eine Pistole ein angemessenes Spielzeug und Geschenk zum Nikolausfest ist.

In anderen Schulen auch in diesem Lande wird über Gewalt an Schulen diskutiert und wird diese auch durch Schüler und Lehrer am eigenen Leib erfahren. Noch sind wir weg von amerikanischen Zuständen, wo regelmässig Schüler mit Waffen in die Schulen kommen oder um das zu verhindern jeden Morgen durch einen Waffendetektor müssen. Noch. 

Natürlich macht eine Nerf Gun im Grundschulalter noch keinen Mörder. Aber es geht auch darum, Zeichen zu setzen. Wenn letztes Jahr die gleiche Schule sich einem Kinderbuchthema verwehrt, weil es nicht in ihre christliche Weltanschauung passt, dann frage ich mich, wir passen Waffen in diese? Welches lebensanschauliche Zeichen wird damit gesetzt?

Ich fühle mich wirklich ein wenig Berichte aus den US erinnert, wo einerseits Harry Potter verboten wird, weil unchristlich und andererseits sonntags erst ab 12 nach den Gottesdiensten Waffen wieder verkauft werden dürfen. 

Ich glaube ich bin nicht der einzige Heuchler und der Heilige Nikolaus dreht sich angewidert in seinem Grab um.

(Update: mittlerweile habe ich meine Bedenken in einem Brief an die Schule geteilt.)


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