Deutsch ausreichend?
Als ich klein war, so etwa 6-12 Jahre, war ich ein Außenseiter. Wir haben diese Jahre im tiefsten Schwaben gewohnt, auf’m Dorf, als Zugezogene. Neben dieser Sonderstellung als nicht gebürtiger Dorfbewohner war es aber vor allem meine Sprache, die mich von der Dorfjugend unterschieden hat. Ich habe Deutsch gesprochen. Hochdeutsch. Gutes Hochdeutsch. Alle um ich herum haben – mehr oder minder schwerwiegend – Schwäbisch geschwätzt.
Für ein Kind zwischen Kindergarten und Pubertät wäre es zwar ein Leichtes gewesen, diese Mundart anzunehmen, aber weder hatte ich selbst das echte Bedürfnis dazu, noch waren meine Eltern so begeistert, als meine Schwester das Schwäbeln anfing.
Die Ausgrenzung meiner Sprache wegen war groß und hinzu kam, dass ich ein schwächliches Kind war. Klein, hager und kraftlos. Kaum vorzustellen wenn man mich und meinen Doppelzentner heute so sieht.
Meine Sprache war aber gleichzeitig meine beste und schärfste Waffe. Ich konnte wahlweise Menschen so beleidiegen, dass sie es entweder gar nicht mitbekommen haben oder aber vor Wut geschäumt haben.
Später war die deutsche Sprache mein steter Wegbegleiter, egal ob im Studium, beim Schreiben von Predigten, Seminararbeiten oder Zeitungsartikeln oder später im Beruf als Verkaufsinnendienstmitarbeiter.
Heute – 14. März 2019 – mußte ich diese meine Sprache unter Beweis stellen. Ich spreche seit mehr als 4 Jahrzehnten flüssig Deutsch, Hochdeutsch. Ich habe die Allgemeine Hochsschulreife, die mir in Deutschland das Sprachniveau C1 bestätigt. Ich wurde vom Goethe Institut vor 15 Jahren für einen Kurs Deutsch als Fremdsprache zugelassen. Ich mußte heute bei genau diesem Goethe Instutut einen C1 Sprachtest machen, um genau dies zu beweisen. Nächste Woche geht es in die nächste, mündliche Runde.
Auf der einen Seite verstehe ich es ein wenig, dass auch Muttersprachler hier eine Art Benchmark erfüllen müssen. Auf der anderen Seite zeigt es mir die kurzsichtige Lehrerausbildung hier in den Niederlanden und die mangelnde Einsicht insbesondere den Wert von Muttersprachlern und Ihrer Diplome zu erkennen. Mangelnde Qualifikation, vor allem im Umgang mit Studenten, kommt beim Personal der Lehrerausbildung hier noch hinzu.
Bringt mir lieber Dinge bei, die ich echt nötig habe: Klassenmanagement. Kontakt mit (schwierigen) Schülern. Wie gehe ich mit Situationen um, in denen ich als Lehrer gegen eine ganze Klasse zu stehen scheine, anstatt mit ihnen oder vor ihnen zu marschieren.
Der Test heute war nett, mal was für Zwischendurch und ich hoffe sehr, dass mir meine Begeisterung über das gestellte Thema hier kein Bein gestellt hat.
Aber wirklich nötig fand ich die Aktion nicht.
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