Dagegen! Dagegen! Aber auch für was?
Gestern hatte Bernd seinen Auftriit. Nicht Bernd das Brot, den ich mag, sondern Bernd Lucke, den ich weniger mag.
Wie mir geht es vielen, vor allem an seiner Hochschule, an dem er gestern wieder seine Vorlesungen als Hochschuldozent aufnehmen wollte. Wollte, weil konnte nicht. Ein wütender Mob hat ihn daran gehindert.
Nun muß man zur Person Lucke natürlich berücksichtigen, er hat die AfD gegründet. Das allein macht ihm jeden links-grün-versifften Arbeitlsoen wie mir bereits ausreichend verdächtig. Sein Austritt aus dieser Partei mit Rechtsdrall macht ihn nur begrenzt sympatisch. Was seine Ansichten zum Thema Wirtschaft angeht – das Fach scheint er zu unterrichten – traue ich mich hierzu keine Aussagen zu treffen.
Genau diesen Punkt scheinen aber die Damen und Herren (und sonstigen) Studenten aufgegriffen zu haben und haben ihn wegen seiner Lehmeinung vom Campus vertrieben.
Da hört es nun aber auf: Natürlich bin ich gegen die AfD und wahrscheinlich lehne ich sicher auch sehr viele der wirtschaftswissenschaftlichen Thesen des Herrn Lucke ab.
Ich bin aber gegen die AfD weil ich für den Rechtsstaat bin. Ich bin für Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Ich bin für die Freiheit der Lehre. Ich bin für eine plurale Gesellschaft, in der auch Meinungen zu Wort kommen müssen, die ich nicht teile, gegen die ich bin.
Maulkörbe in der Gesellschaft sind, egal von welcher Seite sie verteilt werden, der falsche Weg. Hierdurch wird jedwede Diskussion abgewürgt und ein Diskurs zum Finden eines Kompromisses ist ausgeschlossen.
Nein, mit der AfD zu reden, da bin ich immer noch dagegen. Die hören nämlich nicht zu und haben eine ganz andere Agenda, als die Menschen, die Gutes für ihr Land tun wollen. Ich bin auch dagegen, dass in der ARD unkommentiert Alltagsantisemitismus unkommentiert vorgetragen wird.
Aber in beide Ecken kann man Herrn Lücke anscheinend nicht stellen. Er hat ja eingesehen, wohin sich seine Partei entwickelt hat und dass er dies leider nicht mehr aufhalten konnte. Unterstellen wir ihm einfach einmal, dass es nicht daran lag dass er auf ein Abstellgleis geschoben wurde und Bernd beleidgt von dannen gezogen ist. Unterstellen wir ihm mal – und es gibt keine Hinweise dagegen, also gilt berechtigterweise die Unschuldsvermutung – dass er eiegntlich auf dem Boden des Grundgestzes steht und er lediglich eine Partei mit fragwürdiger Europapolitik gegründet und dann verlassen hat.
Nun wäre es mutig und demokratisch diesen Mann wieder lehren zu lassen. Es wäre mutig und eine gute Übung, um ihm da zu widersprechen, wo er vermeintlich falsch liegt. Es wäre richtig diese andere Meinung auszuhalten, anstelle ihn mundtot machen zu wollen. Studenten sind nicht, oder sollten nicht, so leicht zu beeinflussen sein, wie Schulkinder. Daher kann es der künftigen Generation nur gut tun, wenn sie sich an einem Bernd kratzen und wetzen und daran selbser wachsen. Und Lucke selbst: er hat ja schon einmal bewiesen, dass er aus Fehlern lernen kann, vielleicht spiegelt sich das – nach beispielsweise dem Brexit – auch in seinen Vorlesungen wieder.
Ich bleibe dabei: ich bin gegen die AfD und alles wofür sie genuin steht. Ich bin aber für das Deutsche Grundgesetz und seine Werte. Und diese Werte wurden von denen verletzt, die Lucke an der Ausübung seines Berufs gehindert haben.
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